Nena Brockhaus - Rednerin zu Gesellschaft, Generationen, Politik & Wirtschaft

Finanz-, Corona- und Energiekrise sind nur einige Beispiele für die aktuelle Verwendung des Krisenbegriffs, der oft inflationär genutzt wird. Die Umgestaltung der deutschen Energieversorgung gilt als eine der größten Herausforderungen der Nachkriegszeit, doch die Bezeichnung „Krise“ wird häufig vorschnell angewandt. Medien und Experten beschwören ein Zeitalter der Krisen herauf, das in apokalyptischen Szenarien gipfelt und eine Rückkehr zu früheren Glanzzeiten ausschließt. Individuen konfrontieren persönliche Krisen wie Ehe-, Midlife- oder Jobkrisen intensiv, was eine Kluft in der jüngeren Generation offenbart: Ein Teil kämpft um sozialen Aufstieg oder darum, den elterlichen Lebensstandard zu wahren, während der andere in akademischen Kreisen verweilt oder von einem bedingungslosen Grundeinkommen träumt. Pointiert ausgedrückt, gibt es diejenigen, die Steuern zahlen, Wohlstand schaffen und sich um die Umwelt bemühen, gegenüber jenen, die die Debatten in den sozialen Medien dominieren.

In einer Zeit, in der intensiv über die Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance diskutiert wird, vertritt Nena Brockhaus eine klare Position: Sie hält die Work-Life-Balance für eine Illusion unserer Epoche. Ihrer Meinung nach ist es nicht angemessen, dass Individuen erwarten, die Gesellschaft solle ihnen von der Wiege bis zur Bahre die Verantwortung für ihr Leben abnehmen. Früher lag der Schwerpunkt auf sozialem Aufstieg. So erhielt der berühmte Banker Alfred Herrhausen von seinem Vater den Rat, dass er mit mindestens durchschnittlicher Intelligenz und täglich einer zusätzlichen Arbeitsstunde mehr als andere erfolgreich sein könne. Heute jedoch scheint die Arbeitsethik oft entwertet: Fleiß gilt als veraltet, und zusätzliche Anstrengungen wie Überstunden oder Arbeit an Wochenenden und Feiertagen werden als unzumutbar angesehen. Eine Gesellschaft, die auf Umverteilung setzt, begegnet dem Ruf nach mehr Arbeit und Leistungsbereitschaft häufig mit Entrüstung, Unverständnis und Kritik.

Eine junge Frau trägt tiefroten Nagellack auf und kümmert sich anschließend um das Einräumen der Spülmaschine – eine alltägliche Szene, die zunächst wenig Aufsehen erregt. Aber diese Frau, die wir hier Sarah nennen, hält diese Momente mit ihrer Kamera fest, um sie mit der Welt zu teilen. Es mag seltsam klingen, doch genau das passiert auf Plattformen wie Instagram. Dort werden solche alltäglichen Vorgänge ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, um das Bedürfnis nach Anerkennung zu stillen. Noch nie war es einfacher, sich selbst in Szene zu setzen. Weltweit sind 71 Prozent der Instagram-Nutzer unter 35 Jahre alt, was aufschlussreich für die Verhaltensweisen und Präferenzen der Generationen Y und Z auf Instagram ist.